awo_100_jahre.jpg

AWO Mönchengladbach feiert das Jahrhundertfest

Wie gestaltet man einen modernen, resilienten Wohlfahrtsverband, der den rasanten gesellschaftlichen Veränderungen nicht nur begegnet, sondern sie aktiv mitgestaltet? Antworten auf diese Frage haben Montag über 200 Gäst:innen bei der Jahrhundertfeier der Arbeiterwohlfahrt Mönchengladbach bekommen. Unter dem Motto „100 Jahre AWO. Wie neu.“ hat der Vorsitzende des AWO-Präsidiums, Norbert Bude die Gäst:innen aus Politik, Stadtgesellschaft und dem AWO-Mitgliederverband begrüßt. „Wir freuen uns sehr, dass Hubertus Heil, der Bundesminister für Arbeit und Soziales als Ehrengast an diesem besonderen Tag bei uns ist. Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind unsere Werte und das Fundament, an dem sich unsere Arbeit orientiert. Genauso wie die Verteidigung unserer Demokratie und unsere stete Anstrengung gegen Rechtsextremismus. Vor fünf Jahren haben wir den 100. Geburtstag der AWO im Bundesverband gefeiert. Damals war Franz Müntefering im Monforts Quartier zu Gast. Er hat damals in seiner Rede das Zitat geprägt „die Vernünftigen müssen sich unterhaken, damit nicht die Bekloppten das Sagen kriegen“ – das gilt heute mehr als je zuvor.“  

Der Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil, gratulierte in seinem Grußwort der AWO Mönchengladbach zum 100. Geburtstag und berichtete, dass er eine besondere Verbindung zur Stadt habe, weil seine Frau gebürtig aus Giesenkirchen stammt. „Die AWO ist für uns eine starke Sozialpartnerin in den Bereichen frühkindlicher Bildung, Erziehung, Betreuung, in der Pflege oder in der Beratung. Hier werden dringend Fachkräfte benötigt. Es ist vorbildlich, dass die AWO in Mönchengladbach bereits Strategien entwickelt hat, dem Mangel zu begegnen. Digitalisierung, Qualifizierung, gute Arbeitsbedingungen und Förderung von Beschäftigten ist gerade in der Sozialwirtschaft unerlässlich. Das Förderprogramm „rückenwind“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege kommt hier zum Tragen.“ 

In einem eigens produzierten Film haben AWO-Vorstand Uwe Bohlen und Kolleg:innen aus den verschiedenen Bereichen der AWO - Kitas, Pflege, Integrationsberatung – über die Arbeit in einer agilen Beta-Organisation gesprochen. „Bei uns arbeiten die Kolleg:innen in selbstorganisierten Teams. Sie haben die Freiheit, selbst zu entscheiden. So können wir schnell und flexibel auf neues reagieren“, sagt Vorstand Uwe Bohlen zu Beginn. 

Über die Zukunft der Arbeit und welche Weichen dafür heute gestellt werden müssen haben sich im Anschluss der Bundesminister Hubertus Heil, AWO-Bundesverbands-Vorständin Claudia Mandrysch, Oberbürgermeister Felix Heinrichs, Raphael Gielgen Trendscout Future of Work Life&Learn bei Vitra und AWO-Kollegin Josephine Gauselmann ausgetauscht. Sabine Pannhausen aus dem AWO-Kollegium hat den Talk moderiert: „Die Arbeitswelt verlangt von uns allen, dass wir uns anpassen und weiterentwickeln. Wie kann eine Transformation gelingen, die Mitarbeitende nicht nur meistern, sondern aus ihr sogar gestärkt herausgehen?“ 

Hier lobte AWO-Vorständin Claudia Mandrysch die AWO Mönchengladbach als „Role-Model“, also als Vorbild im Bund. „Ich wünsche mir, dass die AWO eine Vorreiterrolle einnimmt und die Soziale Arbeit von morgen neugestaltet. Dass sich dieser Mut lohnt, wird am Beispiel hier in Mönchengladbach deutlich. Ich bin ein großer Fan davon, Hierarchien horizontal und nicht mehr vertikal zu denken. Nur so können wir dem Fachkräftemangel von Kita bis Pflege begegnen. Gib‘ Menschen Entscheidungsspielraum und es kommt etwas Gutes dabei heraus.“ 

Rapahel Gielgen, Trendscout bei Vitra, reist um die Welt und besucht circa 100 Unternehmen im Jahr, auf der Suche nach dem Arbeitsplatz der Zukunft. Er möchte den Film der AWO Mönchengladbach künftig als Referenz auf seinen Reisen zeigen. „Das L64 und die Organisationsentwicklung hier bei der AWO Mönchengladbach sind ein gutes Beispiel für alle Zweifler:innen. Doch! Man kann, wenn man will! Ich brauche diesen Film. Innovation wird hier deutlich. Mitarbeitende wollen Freiheit und sich gleichzeitig zugehörig fühlen. Das Kollektiv ist wichtig. Arbeitsorte sollten nicht mehr nur für einzelne Menschen geplant werden, sondern für alle Mitarbeitenden. Das ist hier mehr als gelungen.“ 

Der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Felix Heinrichs berichtet in der Talkrunde, dass sich auch die Stadtverwaltung Mönchengladbach mit der Zukunft der Arbeit beschäftigt. „Wir wollen weniger statische Stellenbeschreibungen veröffentlichen, sondern mehr stärkenorientiert arbeiten. Aufgaben und Verantwortlichkeiten auf die Stärken einzelner Mitarbeitenden auszurichten, erhöht die Zufriedenheit und die Motivation. Davon können wir uns mehr bei der AWO abgucken.“ 

Josephine Gauselmann aus dem AWO-Team in Mönchengladbach ergänzt: „Es ist wie die Kolleg:innen im Film sagen; wir können durch Eigenverantwortung und flache Hierarchien viel schneller Entscheidungen treffen, wir sind flexibel und anpassungsfähig. Verantwortung zu haben steigert die Motivation und das fördert Innovation.“ 

Nach dem Talk haben die Gäst:innen die Büroetage „Astronautin“ im L64 besichtigen können. Im Hauptgebäude der AWO gibt es keine Einzelbüros mehr. In der Astronautin sitzen Kolleg:innen aus verschiedensten Bereichen an einem großen Schlangentisch oder an Gruppenschreibtischen. Wie Vitra-Trendscout Raphael Gielgen im Talk bereits deutlich gemacht hat, bringen kollektive Arbeitsbereiche Energie und sorgen für Gemeinschaft. 

AWO-Vorstand Uwe Bohlen und Projektleiter Thomas Schulitz führen den Bundesarbeitsminister Hubertus Heil herum: „Wir freuen uns sehr, dass das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. (BAGFW) daran glauben, dass eine agile, moderne Organisation in sozialen Dienstleistungsunternehmen umsetzbar ist. Die AWO ist einmal mehr mit Mitteln aus dem Förderprogramm rückenwind³unterstützt worden, um genau diesen Prozess weiter voranzutreiben. Das Förderprogramm, finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Bundesmitteln, hat das Ziel, Beschäftigte in der Sozialwirtschaft so lange wie möglich zu erhalten.“

rückenwindc zielt auf die Fachkräftesicherung in sozialen Berufsfeldern, mit besonderem Fokus auf die Herausforderungen des demografischen und digitalen Wandels. Das Programm wird in der ESF Plus- Förderperiode 2021–2027 in enger Partnerschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. (BAGFW) umgesetzt. 74 Millionen Euro ESF Plus-Mittel zuzüglich Bundesmittel stehen hierfür zur Verfügung.

 rückenwind Berichterstattung